Presseartikel über unsere Arbeit und Konzerte


Zurück zur Übersicht

24.03.2017

Mit Pauken und Trompeten

Annette Hausmanns - Wetterauer Zeitung:

Hut ab, ein derart brillanter Klangkörper hat Ober-Mörlens großes Gotteshaus noch nie erfüllt, jedenfalls nicht der eines Blasorchesters. Standing Ovations gebührten nach anderthalb Stunden wohliger Gänsehaut den 40 Musikern von »Symphonic Winds Wetterau« unter der sensiblen Leitung von Guido Rotter. Zu seiner Premiere brachte das neue Projektorchester eine solche Virtuosität, Harmonie und Spielfreude mit, dass es fast das Kirchendach zu heben schien.
Als »Wechselspiel zwischen Eintauchen und Fliegen« brachte es Moderator Hendrik Schaupp auf den Punkt, als er charmant hinter die Kulissen der hochkarätigen Musikauswahl zwischen Klassik und Fantasie, militärischem Stolz und tänzerischem Leichtsinn entführte – und im Namen der zahlreichen Zuhörer für die bewegende Musik dankte. Besonderer Dank gelte den wunderbaren Musikern und der katholischen Pfarrei, ihnen allen sei er sehr verbunden, betonte der Dirigent aus Ober-Mörlen, als er sich dankbar berührt ans Publikum wandte.
Buchstäblich mit Pauken und Trompeten eröffnete das sinfonische Blasorchester den Reigen anspruchsvoller Kompositionen mit der »Overture to a New Age« aus der musikmalerischen Feder des Niederländers Jan de Haan. Hin- und hergerissen zwischen vertonter Hoffnung und Euphorie, Zweifeln und Rückschlägen ließ sich das Publikum von der beseelten Interpretation der 40 Amateurmusiker auf Profiniveau zu dem Gefühl tragen, der Prozession in ein neues musikalisches Zeitalter beizuwohnen. Just in diesem Moment fielen die letzten Strahlen der Abendsonne auf die beiden blinkenden Kaiserbässe.
Wie am seidenen Faden geführt, entfalteten die Musiker aus der gesamten Wetterau bei Jef Penders temperamentvollen Paso-Doble-Fantasien ihr Können. Stete Taktwechsel, dynamische Raffinessen und das unsichtbar gezügelte Tempo brachten den gewünschten Spannungsbogen beinahe zum Bersten. Für seine »Second Suite for Band« sieht Alfred Reed im ersten Satz geradezu neckische Einwürfe vor, wunderbare Wendungen beim getragenen Tango, diffizile Tempi beim Guaracha und unfassbare Läufe beim abschließenden Paso-Doble. Kaum zu glauben, dass die Musiker aus den unterschiedlichsten Stammorchestern sich im vergangenen Jahr nur alle sechs Wochen zur gemeinsamen Probe trafen.

Steven Spielberg mischt mit

Bei John Williams‹ »Highlights from Hook« tauchten Musiker und Zuhörer ein in Steven Spielbergs fantastische Nimmerland-Welten. Die Feststimmung trug das Orchester hinüber in die Royal Albert Hall zur legendären »Last Night of the Proms«, an deren Schluss traditionell die umjubelte »Fantasia on British Sea Songs« steht. Auch ohne die dort üblichen Union Jacks und Tröten durchströmte das Kirchenschiff die mitreißende Atmosphäre jener Seemannslieder, die Sir Henry Wood einst zum 100. Jahrestag der Schlacht von Trafalgar zusammengestellt hatte. Szenenapplaus spendete das Publikum zum fulminanten Accelerando in der bekannten Hornpipe-Melodie »Jack’s the Lad«.
Nach dem britischen Herzrasen spendeten »Symphonic Winds Wetterau« zum Ausklang Gustav Holsts facettenreiche »First Suite in Es«. Durch alle Register floss die brillante Bass-Melodie, lange musikalische Bögen führten von sanft zu bombastisch bis sich die Klangfülle fanfarenartig zu entladen schien. Wie ein schützender Mantel legte sich als musikalischer Abendsegen die Zugabe über die Zuhörer, und sicher floss so manche Träne der Rührung zum »Irish Tune from County Derry«.
Ein einmaliges Erlebnis, das bei Musikern wie Zuhörern haften bleibt und die Hoffnung nährt, dass es auf diesem Niveau auch 2018 ein Jahreskonzert von »Symphonic Winds Wetterau« geben wird.



Zurück zur Übersicht