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21.03.2018

Wie ein bunter Regenbogen

Annette Hausmanns - Wetterauer Zeitung:

Das Kirchenschiff im Herzen Ober-Mörlens hat schon so manchen musikalischen Höhepunkt erlebt. Am Sonntag dürfte aber selbst der Neuschnee rundum geschmolzen sein. Mit Standing Ovations feierte das zahlreich versammelte Publikum einen Konzertabend, der sich mit den schönsten Farben des Klangs in die Herzen schmiegte. Einem Regenbogen gleich hatten die 40 Musiker von Symphonic Winds Wetterau eine musikalische Brücke über Zeit und Raum gespannt. »Sie spielen, was zwischen den Zeilen steht«, zeigte sich Dirigent Guido Rotter überwältigt von der Klasse seines Orchesters. Den roten Faden hielt Hendrik Schaupp galant in seiner Moderatorenhand.

Eine Liebesgeschichte
Seit letztem Frühjahr hatten die hochkarätigen Amateure ihr zweites Jahresprogramm erarbeitet und sich alle fünf Wochen zur Probe getroffen. Die klangprächtige Reise führte über den Atlantik ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, zu wildromantischen Bergmassiven, brausenden Wasserfällen, ausgelassenen Festen und tragischen Liebesgeschichten. »Das ist kein Malen nach Zahlen«, vergleicht der leidenschaftliche Dirigent und weiß den hohen technischen Stand, die emotionale Kraft und die Spielfreude der erfahrenen Musiker aus der ganzen Wetterau zu schätzen.
Mal monumental, dann federleicht und schließlich dramatisch gestaltete das Orchester den Auftakt mit der »Appalachian Overture« aus der Feder von James Barnes – einer Zeitreise in die Anfänge des amerikanischen Traums. Auch das spannungsgeladene Tongemälde von Aaron Copland, seine »Appalachian Spring«, blieb im Südosten der Vereinigten Staaten, bei der Quelle eines Flusses. Die aus einer Ballettmusik entwickelte Orchestersuite beflügelte die Fantasie und löste dank ihrer »Simple Gifts« bei den Zuhörern Assoziationen zu irischem Stepptanz aus. Tatsächlich hatten Copland’s Variationen Eingang in ein Kirchenlied mit dem Titel »Lord of the Dance« gefunden.
Auf eine intensive – und musikalisch höchst diffizile – Reise durch »God’s Country«, das Land Gottes, führte das Meisterwerk des Filmkomponisten Rossano Galante. Man wähnte sich inmitten malerischer (Ton)Landschaften, lauschte tosenden Wasserfällen, Pauken und Trompeten. Hauchzart führte die Reise weiter über den Missouri, wo einst die Pelzhändler in ihren Kanus Lieder für die Ewigkeit in die Welt setzten. »Shenandoah« wurde unsterblich, wie es eine Liebesgeschichte mit der Seele des Flusses vereinigt.
Bei den »Moments for Morricone« ging indes förmlich die Post ab. Im gestreckten Galopp schienen »Zwei glorreiche Halunken« über die Prärie zu donnern, bei »Spiel mir das Lied vom Tod« verursachte das Orchester wohlige Gänsehautmomente. Hatte man eben noch Kojoten heulen und Peitschen knallen hören, so ging es im nächsten Augenblick mit George Gershwin, Jazz und konzertanter Symphonik auf klangfarbenreiche Weltreise bis nach Paris oder Kuba. Welthits aus Bernstein’s »West Side Story« verwob das Orchester unter Rotters präzisem Dirigat zu einem Freudentanz aus Jazz, Klassik und lateinamerikanischen Rhythmen. Dankbar folgte das Publikum in die Traumwelt des Zauberers von Oz, um sich schließlich glückselig irgendwo über dem Regenbogen wiederzufinden.



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