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20.03.2019
Musikalisches Feinschmeckermenü
Annette Hausmanns - Wetterauer Zeitung:
Wenn Ouvertüren den Zauber wecken können, dann haben die Zuhörer am Sonntagabend ein magisches Konzert erleben dürfen. Mit Standing Ovations feierten sie die 40 Musiker von »Symphonic Winds Wetterau« und ihren Dirigenten Guido Rotter. Seinen »Zauberstab« hatte Rotter mit feinem Fingerspitzengefühl durch innige wie rauschhafte Passagen eines Jahreskonzertes geführt, das beim Publikum in der St.-Remigius-Kirche wohlige Gänsehaut und Tränen der Rührung hervorrief. Seinen Teil zum Gelingen trug Hendrik Schaupp mit empathisch geschliffener Moderation bei.
Den Heißhunger des Publikums auf gute Musik wusste das Oberstufenorchester mit viel Verve zu stillen. Die feurige »Vorspeise« servierten die Bläser und Schlagwerker den Feinschmeckern in Form zweier italienischer Opern-Ouvertüren, die wie kaum eine andere Musik auf direktem Weg ins Blut gehen. In Giuseppe Verdis Ouvertüre zu »Nabucco« darf der Vorgeschmack auf den Gefangenenchor – Italiens heimliche Hymne – natürlich nicht fehlen, und der Aufmacher zu Giocchino Rossinis »Barbier von Sevilla« sprüht nur so vor wirbelnder Grazie, pulsierenden Rhythmen und der langsam anrollenden Steigerung des »Monsieur Crescendo«. Dass die leidenschaftlichen Musiker von »Symphonic Winds Wetterau« die gewaltigen Crescendi und die mitunter halsbrecherischen Figuren mit ansteckender Freude an der Musik meisterten, vertiefte die Lust auf die folgenden musikalischen Erzählungen. Den klangfarbenprächtigen Bogen spannte das Orchester vom Aufbegehren der Entrechteten (»Les Misérables«) im Paris des aufgewühlten 19. Jahrhunderts, über die Abenteuer von Tim und Struppi am peruanischen Sonnentempel, bis zu der rührenden Freundschaftsgeschichte von Maulwurf, Ratte, Dachs und dem Herrn Kröterich (»Der Wind in den Weiden«).
Nah an Originalkompositionen
In jeder Phase des Hauptganges blieb das Orchester seiner Maxime treu, hochwertige Transskriptionen mit symphonischem Charakter nahe an den Originalkompositionen zu erarbeiten. Auf dem soliden Fundament des voluminösen tiefen Bleches mit allein zwei Tuben und vier Waldhörnern konnten sich die Register frei entfalten. Komponierte Sonnenaufgänge oder rhythmische Trommelmusik am imaginären Lagerfeuer beflügelten die Fantasie.
Auf höchstem musikalischem Niveau bewegten sich die Musiker mit ihrem magischen Dirigenten bei Marcel Peeters Arrangement des Musicals »Les Misérables« ebenso wie bei Johan de Meij’s Arrangement von »Tintin – The Prisoners of the Sun« nebst schepperndem »Autounfall«. Die Charaktere aus dem von Johan de Meij vertonten Kinderbuch »The Wind in the Willows« zunächst einzeln musikalisch vorzustellen, kam bestens beim Publikum an. Bleibenden Eindruck hinterließ insbesondere der von der Posaune trefflich intonierte arrogante Kröterich. Beide Erzählungen rundete die preisgekrönte junge Pianistin Josephine Rotter bei ihrer Orchesterpremiere ab.
Zwei Sahnehäubchen setzte das Orchester seinem Jahreskonzert zum Dessert auf. »Lord Tullamore« von Carl Wittrock entpuppte sich als strahlende und technisch anspruchsvolle musikalische Malerei, die wundervollen irischen Landschaften und dem Lebensgefühl der grünen Insel mitreißendes Leben einhaucht. »Der Tag ist um, die Nacht kehrt wieder«: Das Feinschmeckermenü fand seinen emotionalen Abschluss bei Scholefield’s »Evening Song« in einem zauberhaften Arrangement von Jan de Haan. Derart auf den Geschmack gekommen, werden sich Orchester und Publikum im nächsten Frühling wieder zum Ohrenschmaus treffen.
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