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21.03.2024

Hommage an die Natur

Hanna von Prosch - Wetterauer Zeitung: Der Frühling zieht ein. Es erwacht die Natur. Das Jahreskonzert der Symphonic Winds Wetterau unter der Leitung von Guido Rotter steht ganz unter dem Eindruck, zwischen Erde und Himmel zu schweben. Das Publikum in der nahezu vollbesetzten St. Remigius-Kirche in Ober-Mörlen lauscht andächtig.
Symphonische Luft weht durch den Kirchenraum und erhellt den Sonntagnachmittag. Symphonic Winds Wetterau hat durch seinen Gründer Guido Rotter seine Konzertheimat in Ober-Mörlen. Die Schönheit von Heimat und Natur, in Musiksprache umgesetzt, ist auch das Motto des diesjährigen Programms.
Mit dem Flug des Adlers über die Berglandschaft in »From Crystals and Eagles« von Thomas Doss beginnt das Konzert. Der imposante Vogel schwingt sich in die Luft, gleitet melodiös über die Landschaft. Man spürt die Luftwirbel um ihn, den Flügelschlag, wird im choralhaften Mittelteil von Andacht ergriffen.

Viel Beifall für Solistin
Einblick in die Stücke gibt Josefine Rotter, sodass man sich noch leichter in das Naturerleben fallen lassen kann. Wie bei »Wonders of Nature« des belgischen Komponisten Bert Appermont. Es ist der Soundtrack für einen vierteiligen Naturfilm. Perlende Töne kündigen, begleitet von der Soloklarinette, den Ursprung des Lebens an. Blumen brechen aus der Erde hervor, die Blätter der Bäume entfalten sich wie im Zeitraffer. Tiere spitzen aus ihren Erdlöchern. Stille kehrt ein, Wasser zaubert minimalistische Melodien. In Dissonanzen und Forti malen die Bläser den Kampf um die Verteidigung des Reviers, der sich rein auf die musikalische Absicht beschränkt. Denn im Orchester heißt es nicht, wer ist der Stärkste. Im organischen Zusammenspiel entfalten die Instrumentengruppen ihre klangliche Persönlichkeit. Sie lassen die Töne der Stille wie ein Windhauch ineinanderfließen oder plätschern wie die Wasserschnellen im Bach.
Viel Beifall findet das Publikum für Josephine Rotter als Gesangssolistin in Gabriellas Lied aus dem Film »Wie im Himmel«. Überzeugend unterstreicht sie den lyrischen Charakter, Zuversicht ausstrahlend. »Terra Mystica« lautet ein weiteres Stück von Thomas Doss. Es ist eine Würdigung für ein Dorf in Österreich mit den Bezeichnungen Pastorale, Cathedral und Homeland. Beschwingt und pfiffig im Wortsinn drücken Symphonic Winds die unbeschwerte Freude beim Dorffest aus, bevor die Glocken am Morgen zum Gebet rufen. Das tiefe Blech weicht einer andächtigen Klarinettenmelodie. Geschmeidig schließt sich das Orchester den Solisten an und endet leise im unisono Gesang »Miserere nobis«.
Attacca geht es weiter mit einem Schuhplattler, bevor die Hörner wieder zufriedene Harmonie ins Dorf tragen. Schwierige Taktwechsel und die gleichmäßigen, leicht wirkenden Viertelnoten zeugen einmal mehr vom überdurchschnittlichen Können der Bläserinnen und Bläser.
Höhepunkt des Programms ist das Adagio aus Gustav Mahlers 3. Sinfonie. Man kann sie in ihrer Intension als Naturschauspiel bezeichnen, das im sechsten Satz in einem Hymnus an die Liebe Gottes gipfelt: »Was mir die Liebe erzählt«. Allerdings verwarf Mahler aus Bedenken vor Fehlinterpretationen seine Satztitel wieder. Fein spinnen Klarinetten und Saxophon ein Gefühl von Ehrfurcht. Aus der Zartheit wächst der Glaube der Beständigkeit der Liebe Gottes, ist Mahler gewiss.

Empfindsames Dirigat
Nicht nur an dieser Stelle beeindruckt das empfindsame Dirigat Guido Rotters. Man hat das Gefühl, die Musik durchfließe ihn und seine zurückhaltenden Impulse leiten den Strom an den Klangkörper weiter, der sie aufnimmt und mit »Wind« mal sanft gehaucht, mal kräftig blasend umspielt. Den Abschluss bildet eine Reise zum Mont-Blanc-Massiv, komponiert von Otto M. Schwarz. Die lautmalerische Faszination des von Trommeln begleiteten Aufbruchs, der schwere Aufstieg im Wechsel von piano und forte, die Gefahr durch einen Schneesturm geht dem Publikum unter die Haut. Rotter steht darin selbst wie ein Fels, wenn der Klang massiv wird, aber nie massig. Die Luft klärt sich und durchströmte Mensch und Natur.
Dieses Laienorchester musiziert von Leidenschaft durchdrungen und von hoher Qualität unter der Hand eines von Musik beseelten Dirigenten. Mit der Zugabe, einem englischen Abendsegen, an der Orgel begleitet von Josefine Rotter, machen sich nach langen dankbaren Ovationen die Zuhörerinnen und Zuhörer im Herzen berührt auf den Heimweg.



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